PALTUNG DER GESELLSCHAFT ODER INTEGRATION
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Integration ist ein Thema, dass wir immer wieder hören. Wer darüber spricht, darf natürlich nicht als ausländerfeindlich abgestempelt werden. Es muß in der Schweiz möglich sein, offen und ehrlich über Probleme bei der Integration ausländischer Mitbürger zu sprechen.
Eins muss man aber von vorn herein klar definieren: Integration bedeutet nicht, dass die Einwanderer ihre Wurzeln, Religion oder Ihr Herkunftsland verleugnen sollen. Denn das käme einer Assimilation gleich.
Integration bedeutet, die Sprache des Landes, in dem man sich befindet, zu lernen. Die Pflichten und Rechte zu kennen, und wahr zu nehmen. Die Menschen im Land, Ihre Bräuche und Traditionen, die Gepflogenheiten und Werte zu achten und zu respektieren. Und sich natürlich an Gesetz und Ordnung zu halten.
Wenn die Gemeinden und Vereine diese wichtigen Themen nicht behandeln, wird es auch keine Lösung geben.
Die Sprachprobleme in unseren Schulen und im sozialen Leben werden fortbestehen. Wer nicht sehenden Auges eine Spaltung unserer Gesellschaft in Kauf nehmen möchte, dem können unübersehbare Tendenzen zur Ghettobildung - vor allem in Großstädten - sowie Ausgrenzung von oder auch Gewalt gegen Ausländer nicht gleichgültig sein.
Integriert zu sein ist eigentlich vor allem auch im Interesse der Mitbürger mit Migrationshintergrung. Es wäre doch vorteilhaft für Sie, wenn Sie wissen würden, welche politische Partei Ihren Interessen entspricht.
Es wäre auch gut, wenn Sie wissen würden, welche Partei sich für die Rechte und den Schutz der Minderheiten einsetzt.
Außerdem wäre es auch gut, wenn Sie wissen würden, was Ihre Rechte und Pflichten überhaupt sind, und Sie außreichend Informationen über die Wahlen in der Schweiz bekommen würden.
Denn dann könnten Sie noch mehr mitbestimmen und sich somit eher als Teil des ganzen fühlen. Denn das macht Integration aus. Ein Teil des ganzen zu sein bedeutet, dass man bereits integriert ist.
Vor allem ist die "Sprache" ein wichtiger Schlüssel zur Integration. Die ältere Generation hat da nicht sehr viel wert darauf gelegt. Dies hatte jedoch nicht den Grund, dass Sie nicht Integrationswillig waren, sondern Ihre Denkweise und Ihre Einstellung war einfach eine ganz andere. Ursprünglich wollte die erste Generation meist nach zwei Jahren Arbeit wieder zurück in Ihre Heimat. Deswegen haben Sie sich nur zweitrangig um die Sprache gekümmert. Nach Ablauf der zwei Jahren, welche Sie sich als Limit gesetzt hatten, legten Sie jedesmal noch zwei Jahre drauf , da sich in den meisten Fällen die wirtschaftliche Situation in Ihren Heimatländern noch weiter verschlechtert hatten. An Sprache lernen dachten damals die wenigsten.
Die Integrationspolitik von heute darf deshalb auch nicht dieselbe sein, wie die von vor 25 Jahren. Die Integrationspolitik sollte unbedingt mit der Zeit gehen.
Vor 25 Jahren waren es vor allem Gastarbeiter, die für einen beschränkten Zeitraum in der Schweiz lebten und arbeiteten und irgendwann wieder zürück in Ihre Heimat gingen. Heute aber sieht das Ganze ein wenig anders aus.
In den letzten Jahren gab es mehrere Krisen in den Grenzregionen Europas. Dies führte dazu, dass viele Flüchtlinge unter anderem in der Schweiz Asyl suchten.
Zusätzlich holen immer mehr Einwanderer, die schon in der Schweiz leben und sich bereits eingegliedert haben, ihre Familien nach.
Die Migration von heute ist daher sehr vielfältiger als früher. Die meisten Ausländer stammen nicht mehr aus traditionellen Gastarbeiterländern wie Italien, Portugal oder Spanien , sondern aus hauptsächlich muslimischen Regionen, welches neue Herausforderungen mit sich bringt.
Wenn man mich mit der Frage nach Integration konfrontiert, ist das vielleicht noch nachvollziehbar. Weil ich in der Türkei geboren bin und erst mit 13 Jahren in die Schweiz kam.
Aber ich habe sehr viele Freunde und Bekannte, die einen schweizerischen Hintergrund haben. Zum Beispiel haben viele meiner Bekannten einen schweizer Elternteil und einen türkischen Elternteil. Sie selbst sind häufig Muslime und werden trotzdem immer wieder gefragt, ob sie denn auch gut integriert sind. Obwohl sie in der Schweiz geboren sind, und teilweise ein Elternteil Schweizer ist. Dies frustriert die Betroffenen Personen natürlich sehr.
Mein Herkunftsland ist die Türkei. Ich lebe aber nun seit mehr als 25 Jahren in der Schweiz. Ich bin also eigentlich ganz eindeutig hier in der Schweiz beheimatet. Aber durch die ganzen Diskussionen der letzten Jahre, stelle ich mir mittlerweile selbst die Frage, ob ich hier jemals als Einheimische angenommen und akzeptiert werde.
Diskriminierung gibt es nicht nur auf der Straße, sondern auch in Schulen und im Berufsleben. Viele haben einen Abschluss mit Bestnote und bekommen dennoch jahrelang keinen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Das demotiviert und frustriert unheimlich. Sogar die Muslime, die sich wirklich engagieren und partizipieren wollen, resignieren durch diese ständige Meinungsmache gegen Ihre Kultur und gegen Ihre Religion. Seit ca. zwei Jahren nehme ich in meiner Umgebung verstärkt wahr, dass viele Migranten deshalb in ihre Herkunftsländer zurückkehren wollen. Aber sie kehren nicht zurück, sondern wandern aus. Und leider sind die meisten Auswanderer frustrierte Akademiker, die eigentlich der Schweiz, wirtschaftlich, sozial und kulturell gut tun würden, wenn Sie denn bleiben würden.
Muslimische Jugendliche, die ja ein Teil der Zukunft der Schweiz sind, brauchen mehr Vertrauen und mehr Anerkennung. Dabei gibt es auf beiden Seiten noch sehr viele Defizite. Auch Migranten und Migrantenkinder könnten sich mehr darum kümmern, dass ein Austausch stattfindet.
Aber auch die Medien haben eine große Mitverantwortung. Es kann ja nicht sein, dass z.B. Muslime in den Medien immer negativ dargestellt werden. Das frustriert vor allem junge Muslime und sorgt dafür, dass Sie noch unzufriedener werden. Aber viele sind dabei auch sehr passiv und wenig konstruktiv. Wenn andere Sie in eine Schublade stecken wollen, müssen Sie dem deutlich entgegenwirken. Sie sollten nicht nur reagieren, sondern agieren.
Das Leben unter dem Kopftuch beispielsweise, ist gar nicht so schwarz, wie manche es sich in der Schweiz vorstellen. Viele Frauen oder Mädchen besitzen 20-30 Kopftücher und müssen jeden Morgen überlegen, welches Tuch zu welcher Kleidung passt. Die „Probleme“ der Frauen mit Kopftüchern sind nahezu identisch mit denen, die kein Kopftuch tragen. Auch muslimischen Frauen geht es darum, Lebensart auszudrücken.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes, integriertes und friedliches miteinander.