In Pforzheim steht die Polizei in der Kritik nach einem harten Einsatz gegen einen 25-Jährigen aus Portugal. Wie die „Badischen Neuesten Nachrichten“ (BNN) berichten, wurde dieser am Samstagnachmittag in der Nähe des Hauptbahnhofs in Gewahrsam genommen. Ein etwa 30-sekündiges, zusammengeschnittenes Video von dem Vorgang, dessen Urheber unbekannt ist, dokumentiert Teile des Einsatzes und wird mittlerweile in den sozialen Medien verbreitet.
Für Aufsehen sorgt dabei, dass in einer Szene ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter den 25-Jährigen am Boden fixiert und dieser über Schmerzen klagt. In einer weiteren Sequenz drängen sich mehrere Beamte um den am Boden liegenden Mann. Einer der Beamten schlägt ihn zweimal mit der Faust auf den Kopf und beschimpft ihn.
Die Polizei in Karlsruhe bestätigt, dass am Samstag gegen eine Person in Karlsruhe „Zwang angewendet“ werden musste. Allerdings habe der 25-Jährige im Vorfeld „massive Widerstandshandlungen“ gesetzt, erklärte Sprecher Dirk Wagner.
Der offenbar nur vorübergehend in Deutschland aufhältige Portugiese habe angeblich in der Innenstadt Passanten angepöbelt und versucht, Autos anzuhalten. Einem Polizeibeamten einer herbeigerufenen Streife habe er sich genähert und dabei „mit seinen Armen direkt vor den Gesichtern der Beamten herumgefuchtelt“. Aufnahmen im Netz können ein solches Handeln des Portugiesen nicht bestätigen.
Erinnerungen an Einsatz gegen George Floyd werden wach
Mehreren Aufforderungen, dies zu unterlassen, sei der 25-Jährige nicht nachgekommen. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, ihn festzunehmen, wogegen der Angesprochene erheblichen Widerstand geleistet habe. Aus diesem Grund, so ein Polizeisprecher, habe man Zwangsmaßnahmen anwenden müssen. Am Ende konnten ihm Handschellen angelegt werden und man habe den Mann, bei dem ein Blutalkoholgehalt von 2,2 Promille festgestellt wurde, zum Polizeirevier gebracht.
„Es ist uns bewusst, dass das vor dem amerikanischen Hintergrund betrachtet wird“, erklärte der Sprecher gegenüber den BNN. Am 25. Mai 2020 war im US-amerikanischen Minnesota der Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz getötet worden, als er ebenfalls von Beamten auf dem Boden fixiert worden war.
Polizeisprecher: Körperliche Gewalt in manchen Fällen erforderlich
Die Polizei in Karlsruhe habe nun einen neutralen Ermittler damit beauftragt, zu klären, ob Art und Umfang der Zwangsausübung angemessen gewesen wären. Allerdings warb der Sprecher auch um Verständnis für Beamte, die in einer solchen Situation reagieren müssten.
Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurde der 25-Jährige auf freien Fuß gesetzt, allerdings wird nun gegen ihn unter anderem wegen tätlichen Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Der Festgenommene wurde verletzt. Auch ein Beamter soll laut Polizeiangaben verletzt worden sein.