Alte Banknoten sind ein beliebtes Sammlerobjekt. Wer von seinen Grosseltern einen Stapel alter Nötli erbt, kann diese an einer Sammelbörse versteigern und vielleicht ein nettes Sümmchen damit verdienen. Für eine 50er-Note aus der fünften Banknotenserie (1955–1974) sind Liebhaber – je nach Ausgabedatum – zum Beispiel bereit, zwischen 150 und 1000 Franken zu bezahlen.
Bei der Nationalbank erhält man für diese Noten allerdings keine neuen mehr. Denn nach der Ausgabe einer neuen Serie ruft die Schweizerische Nationalbank (SNB) die alten Noten jeweils zurück. Danach können die Nötli noch zwanzig Jahre lang umgetauscht werden. Anschliessend werden sie offiziell wertlos und haben nur noch einen Sammlerwert. Und diesen haben sie auch nur, wenn sie in perfektem Zustand sind, wie Auktionarin Marianne Rapp Ohmann zu 20 Minuten sagt.
Situation in Deutschland anders
Ganz anders sieht dies in anderen Ländern aus. Zum Beispiel in Deutschland: Dort sind immer noch mehrere Milliarden D-Mark im Umlauf. Sie können bei der Deutschen Bundesbank gegen Euro umgetauscht werden – ohne Zeitlimit. Die Deutschen sind dabei keine Ausnahme. Die meisten Euroländer gestatten ihren Bürgern den unbefristeten Umtausch alter Noten gegen die Scheine der Gemeinschaftswährung. Sogar in den USA lassen sich alte Nötli unbeschränkt weiterverwenden.
Die Praxis der Schweiz stösst daher bei vielen auf Kritik. Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt diesbezüglich: «Es kommt letztlich einer Enteignung gleich, wenn ein in alten Banknoten angehäuftes Guthaben von einem Tag auf den anderen per Dekret für wertlos erklärt wird.» Dies zu spüren bekämen etwa Erben, die im Nachlass eines Verstorbenen noch Banknoten einer zu Makulatur gewordenen Serie entdeckten.
Gastarbeiter sind die Verlierer
Weitere Verlierer seien ehemalige Gastarbeiter, die der Schweiz vor geraumer Zeit den Rücken gekehrt haben. Viele von ihnen dürften in der Hoffnung auf die solide Werthaltigkeit des Frankens noch Ersparnisse in Banknoten besitzen, die dann plötzlich wertlos werden, kritisiert die NZZ.
Besonders problematisch sei in diesem Zusammenhang, dass bereits 2020 Noten aus der sechsten Serie (1978–1988) ihren Wert verlieren. Diese Scheine dürften noch in vielen ehemaligen Gastarbeiterhaushalten in der Türkei, in Italien oder zum Beispiel in Portugal herumliegen. Die SNB hat dafür eigens eine Informationskampagne in Ländern ehemaliger Gastarbeiter gestartet.
Die NZZ kritisiert dieses Vorgehen: «Bis in die hintersten Winkel Italiens oder der Türkei dürfte die Nachricht, dass einige Schweizer Banknoten bereits im Jahr 2020 zu Altpapier werden, trotzdem kaum dringen.» Und weiter hält die Zeitung fest: «Die einfachste Lösung des Problems wäre natürlich, auch Schweizer Banknoten zeitlich unbefristet bei der SNB umtauschen zu können, allenfalls gegen eine entsprechende Aufwandenstschädigung.»
Quelle: 20 Minuten